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Eine eigene Welt? Innovationsprojekte vs. klassische Projekte

Autorenbild: Dr. Babette SonntagDr. Babette Sonntag

Gegensätzliche Farbstifte, die sich ergänzen
Innovationsprojekte -und klassische Projekte - ähnlich und doch anders

Können Innovationsprojekte mit klassischem Projektmanagement geleitet werden?

Wenn dem so ist, braucht man doch bloß den Standardprojektmanagementprozess des Unternehmens kopieren und auf die Innovation übertragen.

Meine Frage suggeriert schon, dass ich nicht der Meinung bin, dass das so einfach geht.


Besonderheit von Innovationsprojekten

Meistens bezieht sich der o.g. Prozess auf klassische Projekte, bei denen der Liefergegenstand und das Vorgehen klar definiert sind. Innovationsprojekte haben die Besonderheit, dass man am Anfang nicht sicher sein kann, ob am Ende tatsächlich das geplante Produkt mit den angenommenen Spezifikationen herauskommt. Eigentlich ist es sogar oft das Gegenteil: Nur 1 von 10 Innovationsideen erreicht im Durchschnitt die Marktreife. Und diese eine Idee hat sich entlang des Innovationsprozesses mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit verändert. Veränderung und Wandel des Projektgegenstands, des Deliverables, sind eine wichtige Besonderheit in Innovationsprojekten.


Warum ist das so?

Von der ersten Idee bis hin zur Marktreife ist es ein weiter Weg. Entlang dieses Weges ist es elementar wichtig, ständig das Feedback von potentiellen Nutzern und Kunden einzuholen, zu bewerten und zu berücksichtigen. Da es sich um eine Neuerung handelt, fehlen viele Erfahrungswerte.

Hier ist eine gute Übersicht über die Bedeutung von Kundenfeedback: Customer Feedback Strategy: The Only Guide You'll Ever Need (hubspot.com)

Dieses Feedback und die Methoden, mit denen wir es effizient und zielführend managen, sind Kronjuwelen für unsere Innovation. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Innovationsteams Designs oder technische Spezifikationen komplett ändern müssen, weil User auf Dinge hinweisen, die übersehen oder anders gesehen wurden. Kundenfeedback is king!



Da diese Feedbackschleifen ständig stattfinden, ändert sich auch immer wieder das Vorgehen. Damit ändern sich die Arbeitspakete, die Kosten- oder Zeitpläne. Es ändern sich vielleicht auch die Skills, die im Projekt benötigt werden, und damit die Ressourcenplanung.


Zwei Welten?

Im klassischen Projektmanagement wird erwartet, dass zu Beginn eine belastbare Projektplanung bis zum Übergabezeitpunkt vorliegt, damit das Projekt gestartet werden kann. Das bedeutet, dass bis zum Projektende und der Übergabe des Ergebnisses an den Auftraggeber Scope, Kosten und Zeit durchgeplant sind. Sie sind die Basis für die Start-Freigabe. Natürlich gibt es oft Anlass für Veränderungen, aber diese sind dann wie eine Eskalation zu behandeln. Der gesamte Plan bis zum Ende wird dann angepasst.


Das passt nicht zu Innovationsprojekten, bei denen Veränderungen quasi dazugehören. Hier wird eher sequentiell gearbeitet. Angelehnt an das agile Management planen wir bei Innovationsprojekten detailliert nur für die nahe Zukunft. Je weiter weg der Zeitpunkt liegt, desto ungenauer der Projektplan.

Arbeit mit Hypothesen (zu beweisende Annahmen anstelle von zu liefernden Spezifikationen), Feedback- und Anpassungsloops im Alltag und interne flexible, schnelle Entscheidungsgremien helfen dabei.


Innovation is the ability to see change as an opportunity not a threat.

Steve Jobs


Bei Innovationsprojekten passiert es häufig, dass sie entlang des Weges gestoppt werden (s.o. - nur 1 von 10 Ideen erreicht die Marktreife). Gründe sind z.B., dass keine Pilotkunden gefunden werden konnten, dass der Business Case sich nicht rechnet oder dass die Technologie noch nicht reif genug ist. Diese Option muss für jedes Innovationsprojekt möglich sein. Bei klassischen Projekten wäre das ein gewaltiges Problem. Stell dir vor, die Einführung einer Kollaborationsplattform im Konzern wird auf halbem Wege gestoppt.


Was brauchen Innovationsprojekte?

Innovationsprojekte brauchen eine sequentielle Planung, eine sehr agile Arbeitsweise, die Stopp-Option, ständige Bewertung der Machbarkeit und des potentiellen Markterfolges und Flexibilität bei Veränderung des Deliverables.


Methoden des klassischen Managements oder des rein agilen Managements* allein werden den Anforderungen eines Projektes "von der Idee zur Innovation" nicht gerecht.


Innovationsprojekte brauchen

  • Menschen, die mit Unsicherheit und dem Wind of Change umgehen können

  • Menschen, die Methoden beherrschen, um Ideen und wertvolles Feedback aus Anderen herauszulocken

  • ein freies Umfeld, um nonkonform ohne Prozessschranken zusammenarbeiten zu können

  • den Mut, aus Fehlern zu lernen, anstatt sie als Scheitern zu empfinden

  • die richtigen Arbeitshypothesen


Creativity is thinking up new things. Innovation is doing new things.

Theodore Lewitt


Was denkst du?



*Natürlich haben diese Projektmanagementarten ihre volle Berechtigung und sollen bei passenden Projektinhalten und Scopes eingesetzt werden.

Falls du mehr über die Unterschiede und Einsatzmöglichkeiten von klassischem und agilem Projektmanagement wissen willst, dann empfehle ich diesen Artikel: Classical Project Management vs Agile Project Management (visual-paradigm.com)

Hier erfährst du ebenfalls kurz die Besonderheiten der beiden Projektmanagementarten: What Is Agile Project Management? | APM Methodology & Definition



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